Phillip Guston jetzt

Eine umfassende Retrospektive des einflussreichen Werks von Philip Guston, vom Wandmaler der Depressionszeit über den abstrakten Expressionisten bis zum tragikomischen Meister der Gegenwart.

Philip Guston hat – vielleicht mehr als jede andere Persönlichkeit in jüngster Zeit – zeitgenössischen Künstlern die Erlaubnis gegeben, die Regeln zu brechen und zu malen, was und wie sie wollen. Seine kurvenreiche Karriere, seine Hinwendung zu „hohen“ und „niedrigen“ Quellen und seine ständige ästhetische Neuerfindung entziehen sich einer einfachen Kategorisierung, und seine figurative Wende von 1968 ist mittlerweile eine der legendärsten Bekehrungserzählungen der modernen Kunst. „Ich fühlte mich gespalten, schizophren. Der Krieg, das, was in Amerika passierte, die Brutalität der Welt. Was für ein Mensch bin ich, der zu Hause sitzt, Zeitschriften liest, über alles in frustrierte Wut verfällt – und dann in mein Atelier geht, um ein Rot in ein Blau zu verwandeln?“

Und so wichen Gustons sensible Abstraktion großen, cartoonartigen Leinwänden, die von klobigen, manchmal gequälten Figuren und mysteriösen persönlichen Symbolen in einer Palette aus saftigen Pink-, knalligen Grün- und kühlen Blautönen bevölkert waren. Dass Guston diese Ader für den Rest seines Lebens weiter ausbeutete – trotz anfänglicher Verwunderung seiner Kollegen – festigte seinen Ruf als Künstler der Künstler und Vorbild an Integrität; seit seinem Tod vor 50 Jahren hat er enormen Einfluss erlangt, da die zeitgenössische Kunst Guston in ihre eigenen skurrilen Wendungen gefolgt ist.

„Philip Guston Now“ wurde begleitend zur ersten retrospektiven Museumsausstellung zu Gustons Karriere seit über 15 Jahren (die nun auf 2024 verschoben wurde) veröffentlicht und enthält einen Leitaufsatz von Harry Cooper, der Gustons Leben und Werk untersucht, sowie eine definitive Chronologie, die viele Neuentdeckungen widerspiegelt. Es werden auch die Stimmen von Künstlern unserer Zeit hervorgehoben, die sich von der gesamten Bandbreite seines Werks inspirieren ließen: Tacita Dean, Peter Fischli, Trenton Doyle Hancock, William Kentridge, Glenn Ligon, David Reed, Dana Schutz, Amy Sillman, Art Spiegelman und Rirkrit Tiravanija. Thematische Aufsätze der Co-Kuratoren Mark Godfrey, Alison de Lima Greene und Kate Nesin zeichnen die Einflüsse, Interessen und die Entwicklung dieser einzigartigen Kraft in der modernen und zeitgenössischen Kunst nach – darunter mehrere Perspektiven auf die 1960er und 1970er Jahre, als Guston die Abstraktion allmählich aufgab und zur Figur und zur aktuellen Geschichte zurückkehrte, jedoch mit einer persönlichen Stimme, die abwechselnd komisch und apokalyptisch ist und heute mehr Anklang findet denn je.